In diesen Monat kommt ein Gast hereinspaziert, den ich als Kind gar nicht mochte. Ein Kerl, der in einem fernen Ort eine siebenjährige Lehre bei einem Meister antritt und am Ende für seine Arbeit einen reichen Lohn erhält, diesen aber durch ständige Tauschgeschäfte reduziert bis er am Ende nichts mehr hat. Und sich darüber auch noch freut, weil er nun unbelastet des Weges ziehen kann.
Was für ein Dummkopf!
Tor oder Nihilist?
Hans im Glück ist eine fürwahr sehr ambivalente Märchenfigur. Man kann ihn als Narren sehen, der am Ende mit leeren Händen da steht und den Lohn seiner Lehrzeit verschwendet hat. Er denkt nicht nach, ob der Wert des Weggetauschten dem des Gewonnenen entspricht, sondern richtet sich allein nach dem, was ihm gerade am besten passt. Mit dem entsprechenden Ergebnis!
Andererseits ist Hans aber auch jemand, der sich nicht an das Materielle klammert. Statt sich durch ständige Sorgen um seine Zukunft das Dasein zu verderben, lebt er fröhlich in den Tag hinein und reduziert zusehends alles, was ihn belastet. Er misst seinen Reichtum nicht in Gold oder Euros, sondern in seiner eigenen Zufriedenheit. Er schafft den Schritt, sich von allem Ballast zu befreien und beschwingt in den neuen Tag zu leben. Welch ein glücklicher Mensch!
Glück und Last
Wir leben in Zeiten, in denen Konsum mit Glück gleichgesetzt wird. Je mehr Geld man hat, je mehr man sich kaufen kann, desto mehr kann man sich „gönnen“ und desto glücklicher sollte man sein. Doch langsam reift auch in unseren Köpfen die Erkenntnis, dass Besitz uns mehr belastet als beglückt. Ein neues Paar Schuhe – um den Klassiker zu nehmen – stimmt uns sicherlich fröhlich. Seht nur, wie hübsch ich damit aussehe! Doch schon nach dem ersten Tragen sind sie nicht mehr neu, der Rausch verfliegt und mit Ernüchterung betrachten wir am Ende des Tages den Schuhschrank, in dem noch weitere dreißig Schuhpaare stehen und einfach nur unheimlich viel Platz wegnehmen.
Glücklicher Leben
Im Monat August soll es darum gehen, ein wenig mehr Hans in unser Leben zu holen und dem täglichen Konsumterror den Stinkefinger zu zeigen. Keine Sorge! Wir werden jetzt nicht durch das Haus ziehen und alles, was nicht existenziell notwendig ist, auf den Müll werfen. Aber wir können mal mit offenen Augen durch die Welt gehen und nach dem suchen, was uns glücklich macht, und dabei auch nach den Dingen spähen, die uns nach der Meinung anderer glücklich machen sollten, sich aber letztendlich nur als vermeidbare Last entpuppen.
Tipp des Monats:
Nicht nur Besitz kann einem die Laune verderben. Es schadet nichts, auch mal sein Freizeitverhalten unter die Lupe zu nehmen. Lustige Katzenvideos können zum Beispiel sehr süß sein und gute Laune machen, doch selbst hier ist weniger oft mehr und eine nette Stunde mit der Freundin bei einem Tee ist gewiss erfüllender als sich nacheinander 300 Katzenvideos reinzuziehen.
Ich mochte das Märchen als Kind nicht, aber dein Text gefällt mir!
Danke! Es freut mich immer, wenn den Lesern unserer Seite die Texte gefallen.
Wie gesagt, fand ich den Hans im Glück als Kind auch reichlich blöd. Mit dem Gold hätte er sich eine Werkstatt kaufen oder seinen Lebensabend absichern können. Aber andererseits war das Reisen in damaligen Zeiten schon reichlich gefährlich und wenn ihm das Gold nun unterwegs gestohlen worden wäre, hätte er auch nichts davon gehabt. Am Ende wäre er vielleicht sogar deswegen verletzt oder getötet worden. Außerdem blieben ihm ja auch noch seine handwerklichen Fähigkeiten. Er könnte also mit seinem erworbenen Wissen jederzeit neu beginnen.
Aber solche Überlegungen hätten wohl den Rahmen des Märchens gesprengt.
schöner Beitrag 🙂
musste schmunzeln beim lesen! guter Beitrag 🙂
Glück lässt sich nun mal nicht kaufen. Das ist heute wichtiger den je.
Leben wie Hans im Glück will ich nicht, aber sorgloser sein schon
super text!
Glücklich sein wie Hans im Glück ist das Motto 😀