Als es Dezember wurde, zählten wir als Kind
wie viele Blätter noch an dem Kalender sind …
Das Jahr geht zu Ende und das Weihnachtsfest rückt immer näher. Es scheint, als würde die Sonne, kaum dass sie sich müde aus dem tristen Grau der Wolken erhoben hat und verschlafen durch eine Lücke zu uns herabblinzelt, sich auch gleich schon wieder anschicken, auf der anderen Seite des Horizonts unter zu gehen. Die Tage sind trübe und die Stimmung ist auch nicht viel besser. Manch einen verschlägt es auf die heimatliche Couch, um einen Menge Werbung mit etwas Spielfilm dazwischen anzusehen. Dazu knabbert man Plätzchen, die spätestens drei Tage nach dem Backen eigentlich gar nicht mehr schmecken, oder zieht sich eine Packung Chips rein, was aber auch nicht viel gesünder ist.
Aus dem Radio in der Küche dudelt es dazu fröhlich: It’s the most wonderfull time of the year! Tja, schön wär’s!
Oder ein Mann singt darüber, dass er sein Herz zum letzten Weihnachtsfest verschenkt hat, was die angehimmelte Dame aber nicht zu schätzen wusste. Wie auch! So ein Herz kann man sich ja schlecht um den Hals hängen. Mit einer Goldkette mit einem mächtigen Klunker dran – von mir aus auch in Herzform – hätte er vielleicht mehr Erfolg gehabt.
Auch sehr beliebt: I’m dreaming of a white christmas! Ja, weiße Weihnacht wollen viele. Aber am ersten Weihnachtstag morgens um acht Uhr
aufstehen und den meterhohen Schnee von den Bürgersteigen schippen, will kaum einer. Spätestens beim Einkauf am inoffiziellen dritten Weihnachtstag wird die herrliche Winterpracht lästig. Das Auto ruht unter einem festen, schier undurchdringbaren Panzer aus Eis und halb angetauten Schnee, die Straßen sind spiegelglatt und der städtische Schneeräumdienst hat die frisch freigeschippten Wege schon wieder munter mit seinen Kehrmaschinen zugeschüttet.
Yes, sir, I’m dreaming of a green and very sunny christmas! Wobei ich es aber auch verstehen kann, wenn sich jemand sagt, wenn ich mir schon den Allerwertesten abfriere, dann will ich wenigstens auch Schnee haben.
Aber wie soll man auch in echte Weihnachtsstimmung kommen? Ein fröhliches Glühweintrinken mit Maske und zwei Meter Abstand auf einem Weihnachtsmarkt, der nur für 2G plus freigegeben ist, ist doch schlichtweg unmöglich. Ein Weihnachtsbummel mit ständiger Impfausweiskontrolle nervt. Eine Weihnachtsabend-Planung, bei der man nicht weiß, ob man sich vor dem Besuch der gefürchteten Schwiegermutter nun drücken kann oder nicht, lässt auch keine rechte Vorfreude aufkommen, und die Frage, ob man sich bei der Inflation überhaupt noch eine Weihnachtsgans am Heiligen Abend leisten kann oder man nicht doch auf die traditionelle und preisgünstige Alternative mit Brühwurst und Kartoffelsalat zurückgreifen sollte, macht die Sache auch nicht besser.
Gut, wenn man fünf Stunden vor dem Impfzentrum ansteht, um seine Boosterimpfung zu bekommen, hat man auch mal etwas Zeit zum Durchatmen, aber was nützt es einem, wenn man sich beim Warten draußen bei Minusgraden auch noch eine gehörige Erkältung zuzieht? Würde man dort wenigstens Glühwein verteilen und gemeinsam Weihnachtslieder singen, könnte man zumindest etwas Weihnachtsfeeling erhalten, aber wer macht das schon?
Aber wie heißt es so schön? Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Und Weihnachten ist, wenn man trotzdem feiert. Vielleicht nicht im großen Kreis und nicht mit den Geschenken, die man gerne bekommen hätte, vielleicht noch nicht einmal mit den Menschen, die man gerne um sich gehabt hätte. Aber das Datum steht, schon seit vielen, vielen Jahrzehnten, und es ist an uns, das Beste aus der Situation zu machen. Und wer weiß, vielleicht ist dieses Fest der Grundstein für eine ganz neue, wunderbare Weihnachtstradition.
Wir wünschen euch allen jedenfalls ein angenehmes, enttäuschungsfreies Weihnachtsfest und einen guten, wenngleich auch wieder deutlich leiseren Rutsch ins neue Jahr 2022!
Seid lieb gedrückt und passt auf euch auf!