Wenn die Stürme über die nordischen Wälder brausen, Schnee und Regen gegen die Fenster peitschen und die nasse Kälte in die Häuser kriecht, ist man froh, wenn man in der warmen Stube sitzt und bei einem Bratapfel den alten Geschichten lauscht, die die Großmutter erzählt. Von der Wilden Jagd, die in den Raunächten durch die Luft reitet, und von Sündern und verlorenen Seelen, die sich jetzt besser nicht draußen sehen lassen sollten.
Die Wilde Jagd kommt mit den schweren Winterstürmen. Sie besteht aus gar gruseligen Fabelwesen, aus Hexen, ewig Verdammten und den Seelen zu früh Verstorbener, die sich jedes Jahr in der Zeit zwischen den Jahren treffen, um ihre Sturmrösser zu besteigen und mit Geheul und einer mächtigen Hundemeute dem Wild nachzusetzen. Doch es sind keine normalen Waldtiere, die sie jagen. Nein, sie fangen die Seelen der Schurken und Spitzbuben, die zu ihren Lebzeiten so viel Schlechtes getan haben, dass sie selbst im Tode keine Ruhe finden. Angeführt werden sie von der edlen Frau Holle, die auch Acht gibt, dass ihre wilden Jäger nicht gar zu sehr über die Strenge schlagen.
Anm: Das Titelbild dieses Beitrags „Wilde Jagd“ stammt mit freundlicher Genehmigung von Hannah Boeving www.hannahboeving.com/ Es handelt sich dabei auch um das Cover für das Buch „Wilde Jagd und Wütendes Heer: – Ein Streifzug von GardenStone„
Alte Geschichten
Um die Wilde Jagd ranken sich viele Geschichten. Sei es vom passionierten Jäger, der sich hingerissen von seinem Jagdgeschick wünschte, so für alle Ewigkeit weiterjagen zu dürfen, und nun bis zum Ende aller Tage in der Wilden Jagd mitreiten muss. Sei es von dem Hund, der sich plötzlich durch eine offene Tür in eine Stube stahl und dort im Hause blieb, tobte und allerlei Unheil anrichtete, bis er erst im Jahr darauf wieder durch eine offene Tür verschwand. Sei es von dem Dummkopf, der sich der Wilden Jagd in den Weg stellte und begehrte, mitgenommen zu werden, was ihm auch gestattet wurde, doch letztendlich sein Untergang war, da er vom Sturmross stürzte und sich das Genick brach.
Alte Bräuche
Auch viele Bräuche gründen sich auf die Wilde Jagd. So sollte man nie Wäsche zwischen den Jahren nach draußen hängen, da die wilden Jäger sie sonst zerfetzen. Auch sollte man beim Lüften immer zwei Türen geöffnet haben, damit ein versprengter Jagdhund oder ein übereifriger Jäger einfach hindurch eilen kann und nicht für ein ganzes Jahr im Hause verweilen muss. Und natürlich sollte man sich bei Sturm von den Wäldern fernhalten, denn die Wilde Jagd schätzt es gar nicht, gestört zu werden, und mancheiner hat seine Neugier schon mit dem Leben bezahlt.
Finde Lebensfreude
Die Wilde Jagd mag grausig, rau und gefährlich sein, aber sie ist auch die pure Lebenslust. Sie erinnert uns daran, dass wir gerade jetzt in dieser dunklen Zeit Dinge tun sollten, die uns Freude bringen. Das heißt freilich nicht, dass wir uns sinnlos betrinken und randalierend um die Häuser ziehen. Nein, es geht darum, sich auf das zu besinnen, was uns wirklich gut tut. Das kann vielleicht ein Wochenende im Wellness-Tempel sein. Oder man lädt seine Freunde ein und macht einen fröhlichen Spieleabend. Vielleicht hat man auch Appetit auf eine besondere Speise, die man aber nie kocht, weil sie so aufwändig ist. Oder man verbringt einfach einen ruhigen Abend im Kreise seiner Lieben und besinnt sich auf die schöne Zeit, auf die kleinen und großen Abenteuer, die man schon gemeinsam erlebt hat.
Tipp der Wilden Jagd
Wie wäre es mit einem Besuch in einem Tierpark in deiner Nähe? Die Tiere sind im Winter meist nicht so überfüttert wie im Sommer und dadurch viel zutraulicher.
Nachwort:
Dieses war nun also der letzte Beitrag. Unser Märchenjahr geht dem Ende entgegen. Ich bedanke mich vielmals bei unseren fleißigen Lesern, die uns in diesem Jahr die Treue gehalten haben, und ganz besonders freue ich mich über die vielen tollen Kommentare, die mich immer wieder ermuntert haben, neue Märchenfiguren zu suchen und zu beschreiben. Es war einen spannende und überaus interessante Zeit.
Blessed be, eine gute Weihnachtszeit (für die, die feiern) und allen einen guten Rutsch ins Jahr 2020!
Sehr spannendes Thema! Die Wilde Jagd sagte mir bisher gar nichts. Danke fürs teilen
Wirklich interessanter Beitrag. Ich danke dir! ISt das jetzt wirklich der letzte Beitrag auf dieser Seite? Das wäre sehr schade denn ich komme immer gerne zum lesen vorbei
Ich wünsche dir auch eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr!!!
Meine Großmutter erzählte immer von der wilden Horde die zwischen den Jahren umtreibt. Toller Artikel!
gefällt mir sehr gut, schöne Seite!
Du hast eine wirklich tolle Seite, die sehr informativ ist, um alles nochmal genau nachzulesen.
Eine wirkliche Inspiration, danke dafür. Es hilft mir schon jetzt auf meinem eigenen Hexenweg 🙂
Alles Liebe
Bine
super!
Vielen Dank für die lieben Kommentare!
Und sorry, dass ich das Nachwort so missverständlich ausgedrückt habe. Die Website wird es natürlich auch weiterhin geben und es werden auch neue Beiträge hinzukommen. Der Text bezog sich nur auf die Beiträge zum Märchenjahr 2019.
Wir sind schon am überlegen, welche Themen wir im nächsten Jahr aufgreifen werden.
Seid lieb gegrüßt!
Eldrid
Vielen Dank für die Märchen Reise durch das Jahr! Es war immer eine Freude die Texte zu Lesen! ICh wünsche euch eine Frohe Weihnachts-Zeit! Liebe Grüße Katha
Von mir auch eine schöne Weihnachtszeit liebe Hexenschwestern. Die Story war sehr schön 🙂
toll!